Schulsilvester 2019

Warum manche dritten Klassen im Dezember kaum mehr an schulische Inhalte denken? Warum Zweitklässlerinnen sich in Zalando besser auskennen als auf dem Pausenplatz? Warum Lehrer Unterbrechungen mancher Lektion zu Informationszwecken — wenn auch seufzend und augenverdrehend — hinnehmen? Warum der Verbrauch von Klebestoff, farbigem Papier, Toner, Schnur und Ballonen sprunghaft ansteigt?

Ja, der Schulsilvester steht vor der Türe und verschiebt wieder einmal gründlich die Prioritäten. Das Motto «Casino / Las Vegas» lässt viel Handlungsspielraum zu für einen spassigen, rauschenden, sinnfreien und gerade deshalb erinnerungswürdigen Schulabschluss.

Die Vorbereitung lief schon seit geraumer Zeit auf Hochtouren. An Ideen fehlte es selten, erst die Umsetzungsversuche zeigten Grenzen auf, durch welche sich ein echter Drittklässler aber natürlich nicht entmutigen lässt. Es wurde gedruckt, geklebt, gepinselt, aufgehängt, gespannt, «umgefragt», die Resultate zurechtgebogen (siehe Musikauswahl), sogar eine eigene Kristallzucht für die Ringe der geplanten «Instant-marry-me»-Ecke erfolgte als last-minute-Projekt.

Das Vorprogramm enthielt nach bewährtem Muster Aktivitäten für Einsatzbereite wie auch für Schonungsbedürftige, welche Angst hatten um die neuen, extralangen Fingernägel, die teure Frisur oder das nach tagelangem Influencer-Studium erfolgte Glamour-Make-up. Man merkt: Mädchenprobleme! Die Knaben waren in dieser Hinsicht unbedarfter: Ein weisses Hemd, eine Fliege und ein Pfund Gel ins Haar reichte den meisten für den Nahkampf.

Neben Sport und Spiel, gab es Kegeln, Nachtwandern, Hand-Lettering, Backen, Dunkelbiken oder zwei zum Thema passende Filme zur Auswahl. Da der Verfasser dieser Zeilen nur bei einer Aktivität zugegen war, ist der Fokus natürlich wieder einseitig. Es sei nur soviel gesagt: Die 6er-Schülergruppe, die per Bike auf den Schauenberg radelte und im Stockdunkeln auf knackigen Singletrails die gewonnenen Höhenmeter unfallfrei wieder vernichtete, wäre noch zu ganz anderem fähig! — Mit denen würde ich auch das Schnebelhorn in Angriff nehmen!
(Wenn Biken doch bloss eine «Kompetenz im Lehrplan 21» wäre…)

Um 21 Uhr startete dann aber das ersehnte Hausfest. Das Schultheater zeigte erste Sequenzen aus dem neuen Stück, welches dann Ende Schuljahr ganz zu sehen sein wird. Daneben wurde die Bar eröffnet und versorgte das Volk mit vorbestellten Hotdogs und ungesunden Getränken. (Es ist nicht bekannt, ob Schülerin X aus R nun endlich etwas zu sich nahm, nachdem sie den ganzen Tag gefastet hatte, in Sorge, abends nicht in das neue Kleid zu passen…)

Quizshows, ein kräftiges «Happy-Birthday» und Miss/Mister-Wahlen unterbrachen den Disco-Rummel, der sich je nach Musik normal bis ekstatisch gestaltete, aber jedenfalls auch gegen Ende hin nicht erlahmte. Das einzige sichtbare Zugeständnis der Müdigkeit zeigte sich an den Füssen der Schülerinnen: Neben High-Heels waren ab 23 Uhr auch Turnschuhe zu sehen, mitunter wurde auch barfuss weitergetanzt…

Um halb eins war der Zauber vorbei, die Drittklässler räumten mehr oder weniger effizient auf und gingen nach Hause in der festen Überzeugung, endlich mal etwas Sinnvolles in der Schule gemacht zu haben und dass die nächsten Organisatoren zu bedauern seien — dieses Fest sei schwer zu toppen.

Geniesst die Ferien — wir sehen uns 2020 wieder!

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