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Melchsee-Frutt 2023

Der Winter war auf der grünen, trockenen und warmen Seite, die im Voraus gehörte Frage «Wird das Skilager durchgeführt?» war daher schon berechtigt. Ob die einen schon im Oktober Vorahnungen hatten? Die Anmeldezahlen verharrten nämlich nach kurzem Ansturm auf tiefem Niveau, lediglich 36 Schülerinnen und Schüler waren auf der Liste. Man nimmt sich vor, nächstes Jahr gezieltere Werbung in einzelnen Klassen zu machen. Eine grössere Leitersuche schien sich zu erübrigen, zumal der Zivi diesmal als «Hauspapi» und Schlittenfreak dabei war.

Ein kaputtes Knie nach dem Wintersporttag der 3. Klassen sorgte aber doch noch für Leitermangel, der durch eine fitte Leiterin mit erstaunlichem Jahrgang beseitigt wurde.

Am Wochenende vor dem Lager gab’s den lang ersehnten Schneefall. Die Angst, auf der Melchsee-Frutt Frühlingswiesen anzutreffen rückte in den Hintergrund. Das Botanisieren am Montag-Nachmittag wäre auch durch den dicken Nebel verunmöglicht worden. Sogar langjährige Leiter mussten nach der Richtung des Anfänger-Skilifts fragen – die Sichtweite lag bei zwei Skilängen. Der Pluspunkt für die Snowboard-Anfänger: Man fiel weich und niemand sah es. Zwölf Board-Anfänger war eine echte Herausforderung, doch die meisten hatten Schneeerfahrung und lernen sehr schnell.

Ab Dienstag war nur noch Kaiserwetter angesagt, vom Bonistock aus blickte man täglich auf ein Nebelmeer, gestört hat’s aber nur in der unteren Hälfte der Talabfahrt.

Im Lagerhaus machten wir uns wie gewohnt im Ex-Kuhstall breit, montierten Dartscheibe und Nagel-Stock, liessen das Feuer nie ausgehen und lästerten über den Lager-Tee und die Weck-Methoden eines Leiters. Einige Drittklässler litten zudem unter Platznot: Der Wirt hatte ein 5er-Zimmer für das Personal einer Techno-Party abgezwackt, wodurch ein 14er-Schlag wohlgefüllt wurde. (Sorry!)

Schon am ersten Abend war der Hotpot nicht nur heiss, sondern auch geruchsneutral, was als Fortschritt anerkannt wurde und zu wackerer Besetzung führte. Der langjährige Rekord von 10 Personen im heissen Wasser wurde klar überboten: 13 Leute quetschten sich rein und mussten dann feststellen, dass niemand mehr raus durfte, weil sonst der Wasserpegel nur noch den Bauchnabel der Verbleibenden erreicht hätte.

Das Essen wurde gelobt – hungrig ging niemand vom Tisch. Nur der Kartoffelstock mit Grünstich sorgte für Stirnrunzeln und Nasenrümpfen. Letzteres übrigens völlig unbegründet, auch wenn der anerkannte Standpunkt war: Erbsen gehören woanders hin.

Das Techno-Festival am Wochenende nach dem Lager machte sich durch intensive Vorbereitungen bemerkbar: Mobile Klos verdeckten die Morgensonne, die Jurte wurde mit Bier gefüllt und wir waren nicht mehr für jede Sauerei im Haus verantwortlich – okay die 3 Dutzend ausgeschnappten Lättli im 10er-Schlag – das waren unsere Jungs …

Eine Bühne mit Monster-Soundanlage wurde aufgebaut und eine Light-Show installiert, diese lief dann zwei Nächte nonstop, da sie sonst einfriere. Die Lichteffekte hinderten aber nur eine Jungengruppe am Schlafen, die solche Grundbedürfnisse offenbar ohnehin nicht hatte. Unser Arbeitseinsatz auf der Terrasse wurde vom Wirt dafür mit Glacé belohnt, eine willkommene Abwechslung zur eigenen Gummibärchen&Chips-Diät, zu welcher sich einige herzhaft bekannten.

Ab Mittwoch wurden die Pisten dann spürbar härter und die häufigen Bodenkontakte einiger Jungsnowboarder überforderten schliesslich gewisse Unterarmknochen. Es resultierte ein kurzer Gips beim einen, ein Einsatz des Wachstumsfugenspezialisten am Kinderspital Luzern beim anderen. Dass der vollbesetzte Rettungs-Pistentöff noch einen Salto vollführte, hatte dagegen keine weiteren Folgen. Sonstige zeitweise Ausfälle durch Lift-Verhakungen und Rippenkontakt am Rail verliefen glimpflich.

Der Schlussabend kam fast zu schnell. Die einen hatten trotz intensivem «Schleimen» noch wenig Lagerwährungseinheiten für das Casino ergattert und konnten am Roulette nicht gegen die reicheren Kollegen anstinken. Die Bieter-Gemeinschaften an der folgenden Auktion waren sich zwar nicht immer einig, wo die Schwerpunkte zu setzen waren, sorgten aber für einen erstaunlichen Cash-Flow.

Nachdem am Samstagmorgen tagelang als vermisst, gestohlen, beschlagnahmt oder sonst wie abhandengekommene Handschuhe, Pullover und Rückenpanzer wieder beim rechtmässigen Eigentümer waren, verliessen wir die Erzegg. Wer noch fit war, machte sich auf die Talabfahrt, das Gros bevorzugte die Gondelbahn.

Eine satte Müdigkeit auf der Heimfahrt im Car, liess erahnen, dass nicht alles schief gelaufen war in dieser Winterwoche.

Bruno Kägi